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06.12.2024

Impulse zum Natürlichen Klimaschutz – das ANK-Fachforum 2024

Impulse für das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) diskutieren und formulieren – das war das Ziel des ANK-Fachforums des Kompetenzzentrums Natürlicher Klimaschutz (KNK) am 27.11.2024 in der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) in Berlin.

Mehr als 140 Akteur*innen von Bund, Ländern und Kommunen, Naturschutzverbänden, Unternehmen, Projektträgern und aus der Forschung kamen dazu aus ganz Deutschland zusammen.

Eröffnet wurde der Abend von Helmut Alda, Leiter der Unterabteilung Natürlicher Klimaschutz im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Er hob das ANK als bedeutendstes Programm an der Schnittstelle von Natur- und Klimaschutz hervor und zog eine positive Zwischenbilanz. Auch in der aktuellen politischen Situation werde weiter mit Hochdruck an der weiteren Erarbeitung von Förderrichtlinien unter den Rahmenbedingungen der Situation im Bundeshaushalt für 2025 gearbeitet. Zwei Drittel der flächenwirksamen ANK-Einzelmaßnahmen (insgesamt zwölf) seien bereits gestartet, dreizehn Modellvorhaben in der Umsetzung, weitere acht in Vorbereitung.

Tom Kirschey, Leiter des KNK, und Stefan Demuth, Geschäftsführer der ZUG, betonten in ihrem anschließenden Gespräch mit Moderatorin Julia Vismann, dass das ANK an vielen Stellen schon Fahrt aufgenommen habe. Das KNK arbeitet seit mehr als einem Jahr als zentrale Anlaufstelle für das Thema Natürlicher Klimaschutz auf Bundesebene und die ZUG betreut mittlerweile sieben ANK-Förderprogramme – von den KI-Leuchttürmen bis zur KlimaWildnis.

In einem Graphic Recording wurde die Inhalte und Ergebnisse des ANK-Fachforums kreativ festgehalten.

Nach diesem Überblick über den Status Quo des ANK boten drei Impulsvorträge Einblicke in die Praxis. Judith Reise, Senior Researcher am Öko-Institut, stellte die Studie „Klimaschutzmaßnahmen im LULUCF-Sektor: Potenziale und Sensitivitäten“ vor, die durch das Umweltbundesamt in Auftrag gegeben wurde. Potenziale gebe es viele – vom Stadtgrün bis zur Revitalisierung von Auen. Von herausragender Bedeutung seien aber die Moore – sowohl als derzeitige Emittenten von Treibhausgasen als auch als notwendige Netto-Senken für Kohlenstoff, wenn sie großflächig wiedervernässt werden.

Einen Blick in die Praxis eines urbanen Projekts im Natürlichen Klimaschutz bot anschließend Jeannette Hanko vom Kommunalen Immobilien Service Potsdam. Sie berichtete vom ANK-Projekt „Mehr Grün für Potsdamer Schulen und Kitas“. Hier können konkret 160 Bäume gepflanzt werden – auch zur Klimaanpassung angesichts steigender Temperaturen im Sommer. Die Schüler*innen und Kita-Kinder selbst spielen dabei eine große Rolle: In einer Beteiligung wurde ihr starker Wunsch nach mehr Bäumen sehr deutlich.

Einen Einblick in ein großflächiges ANK-Projekt bot Susanne Belting von der DBU Naturerbe GmbH. Im Modellvorhaben „NaturErbeKlima – Natürlicher Klimaschutz auf Naturschutzflächen“ gehe es unter anderem darum, den Landschaftswasserhaushalt der Naturerbe-Flächen zu optimieren, Moore wiederzuvernässen, aber auch Erfahrungen auszutauschen und lokale Akteur*innen mitzunehmen. Dazu wird aktuell eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, anschließend ist die direkte Umsetzung geplant.

Schon von Beginn an war das ANK-Fachforum geprägt von intensiven Gesprächen. Diesem großen Interesse an Erfahrungsaustausch und Vernetzung wurde mit fünf Thementischen Rechnung getragen:

  • Moore
  • Wildnisgebiete
  • Naturnaher Wasserhaushalt mit gesunden Flüssen, Seen und Auen
  • Kommunen für Natürlichen Klimaschutz
  • Naturnahe Betriebsgelände

Die Teilnehmenden diskutierten angeregt, wie der Natürliche Klimaschutz in Deutschland noch weiter verstärkt werden könnte und wo aktuell die größten Herausforderungen bei der Umsetzung liegen. Hierbei traten einige Aspekte besonders hervor:

  • Fachkräftemangel und die andauernde, starke Flächenkonkurrenz etwa bei der Schaffung neuer Wildnisflächen,
  • aufwendige Planungs- und Genehmigungsprozesse und Vergabeverfahren,
  • Planungsunsicherheit bei der Projektumsetzung,
  • fehlende Anreize für die Landwirtschaft zum klimaschonenden Bewirtschaften,
  • oftmals kurze Laufzeiten von Förderungen und
  • die einfache Verfügbarkeit von Informationen zur Planung und Umsetzung von Maßnahmen inkl. praktischer Arbeitshilfen.

Gleichzeitig war aber auch viel Optimismus spürbar: Die Notwendigkeit und der Wunsch, zusammen aktiv zu werden, ist groß – auch sektorübergreifend. Die Schnittmengen der Interessen beispielsweise von Länder- und Kommunalverwaltungen, Wasser- und Bodenverbänden, Unternehmen, Flächenbesitzenden, Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutzverbänden seien oft größer als gedacht – und die Möglichkeiten gemeinsamen Handelns enorm. Viele Potenziale für Natürlichen Klimaschutz könne man mit mehr und gezielter Kommunikation, mit Akzeptanzförderung und Beteiligung wecken. Bei der Entwicklung von Wildnisgebieten etwa sei die Einbindung der Bevölkerung vor Ort ein Schlüssel für Akzeptanz und erfolgreiche Flächenakquise. „Wildnis findet letztlich in der Kneipe statt“, so formulierte es einer der Teilnehmenden.

Aber auch Best-Practice-Beispiele wurden als wichtige Quelle für Inspiration und Nachahmung betont, unter anderem bei der naturnahen Gestaltung von Betriebsgeländen. Hier können prominente Vorreiter deutlich machen, wie stark auch auf diesen Flächen der Schutz von Klima und Biodiversität mit einer wirkungsvollen Anpassung an Starkregen und Hitze Hand in Hand gehen und sogar Kosten senken kann.

Grundsätzlich wurde sehr deutlich – über alle Themen und Akteur*innengruppen hinweg – wie entscheidend das ANK als umsetzungsstarkes Instrument für Klima- und Naturschutz ist und wie wichtig seine Verstetigung über 2028 hinaus.

Thomas Greiber vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) betonte in seinem Schlusswort die starke Motivation der Akteur*innen vor Ort, aber auch im Bundesumweltministerium und Bundesamt für Naturschutz, den Natürlichen Klimaschutz in Deutschland voranzubringen. Die Resonanz auf die Förderprogramme zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei. Wichtig seien aus Sicht des BfN insbesondere auch die unterstützenden Strukturen, wie das KNK, die KlimaWildnisZentrale und die nun entstehenden ANK-Regionalbüros. Diese seien entscheidende Beiträge zur Umsetzung und vor allem zur Verstetigung des ANK.

Das KNK dankt allen Redner*innen, Impulsgeber*innen und Teilnehmenden für diesen engagierten Austausch – und freut sich auf die Fortsetzung in den Seminaren und Veranstaltungen des KNK. Bleiben Sie auf dem Laufenden.

Videos und Präsentationen

Alle Vorträge im Videoformat sowie alle Präsenationen finden Sie auf der Veranstaltungsseite des ANK-Fachforum.

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