Naturbasierte Lösungen zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt finden bei internationalen Debatten mehr und mehr Anerkennung.
Auf der Weltklimakonferenz (COP 28) in Dubai setzte sich das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) für die Stärkung des Natürlichen Klimaschutzes ein.
Vom 30. November bis zum 13. Dezember 2023 trafen sich die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), auf der 28. Weltklimakonferenz (COP 28). Nach intensiven Verhandlungen konnten sich die Vertragsstaaten erstmals auf die Abkehr von fossilen Brennstoffen (Öl, Gas und Kohle) einigen. Die Kapazität der erneuerbaren Energien soll bis 2030 zu verdreifacht und die Rate der Energieeffizienz verdoppelt werden. Es sollen Maßnahmen ergriffen werden, um die Emissionen bis 2030 um 43 Prozent und bis 2050 auf Netto Null zu senken und den globalen Temperaturanstieg auf 1,5° C zu begrenzen. Bei der COP 28 fand außerdem die erste globale Bestandsaufnahme („Global Stocktake“) statt. Als ein Herzstück des Übereinkommens von Paris zieht die Globale Bestandsaufnahme alle fünf Jahre Bilanz der CO2-Minderung und bewertet den weltweiten Fortschritt bei der Erfüllung des Pariser Klimaabkommens. Dies bildet die entscheidende Grundlage für neue nationale Klimabeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) der Vertragsparteien für die Zeit nach 2030, die im Jahr 2025 vorgelegt werden müssen.
Auch wenn Natürlicher Klimaschutz kein einzeln hervorgehobenes Thema bei der COP 28 war, wurde die Relevanz von naturbasierten Lösungen, kurz NbS („Nature-based-solutions“), als Beitrag zum Natürlichen Klimaschutz und für die Anpassung an den Klimawandel unterstrichen. Im Rahmen der Konferenz wurde sich erstmals darauf geeinigt, die globale Entwaldung bis 2030 zu stoppen, den Schutz der Ökosysteme an Land und in den Meeren zu priorisieren sowie die Wasserkreisläufe zu stabilisieren. Diese Zielsetzungen bieten großes Potenzial, die Bedeutung von NbS weiter zu stärken, Synergien zu nutzen, besser zu verzahnen und zu koordinieren.
Weitere wichtige Diskussionspunkte waren die Finanzierung von Maßnahmen für den Natürlichen Klimaschutz sowie ihre Bedeutung für Ernährungssicherheit und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft.[1] [2] [3] Während des sogenannten Natur-, Landnutzungs- und Ozeantags am 9. Dezember 2023 wurde zudem eine gemeinsame Erklärung der VAE (COP 28-Präsidentschaft der UNFCCC) und China (COP 15-Präsidentschaft der United Nations Convention on Biological Diversity, CBD) veröffentlicht („Joint statement on nature, climate and people“), welche bisher von 18 Ländern (inkl. Deutschland) unterzeichnet wurde. Das in der gemeinsamen Erklärung zum Ausdruck gebrachte kollektive Bestreben zielt darauf ab, ein stärkeres Bewusstsein für die notwendigen Synergien zwischen dem Pariser Klimaabkommen und dem Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming und Montreal zu schaffen und dafür die entsprechenden fachlichen und finanziellen Kapazitäten bereitzustellen. Die Erklärung enthält außerdem Verpflichtungen darüber, integrierte Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise, des Artensterbens und der Landdegradierung zu ergreifen. Auch die gezielte Förderung und effiziente Nutzung von NbS wurden darin explizit genannt.[4]
Zudem wurde im Rahmen der ersten globalen Bestandsaufnahme das Thema NbS adressiert. Hochrangige Staatsvertreter*innen aus sechs Ländern, darunter Kolumbien und Deutschland, diskutierten unter anderem über Hindernisse und Fortschritte bei der Umsetzung und Finanzierung naturbasierter Lösungen.
Die Botschaft, dass NbS für den Klimaschutz von entscheidender Bedeutung sind, scheint sich nach Einschätzung von Expert*innen aus Politik und Wissenschaft allmählich durchzusetzen. NbS sind jedoch kein Allheilmittel im Kampf gegen die globale Erwärmung. Sie dürfen keinesfalls dafür genutzt werden, dass Emissionsminderung nicht oder nur verzögert stattfindet.
Viele Vertragsstaaten nehmen inzwischen häufiger NbS-Aktivitäten in ihren Nationalen Klimabeiträgen (NDC) und ihren Nationalen Anpassungsplänen (National Adaptation Plan, NAP) auf. Dieser Prozess könnte zukünftig noch gestärkt und die nationalen Pläne mit den nationalen Biodiversitätsstrategien und Aktionsplänen (NBSAP) angeglichen und koordiniert werden.
Die nächste Weltklimakonferenz (COP 29) wird im November 2024 in Aserbaidschan stattfinden und an die Ergebnisse der COP 28 anknüpfen. Die Bundesregierung wird den Natürlichen Klimaschutz auf einer internationalen Bühne auf die Agenda zu setzen. Auch das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) der deutschen Bundesregierung wird dabei einen wichtigen Beitrag leisten.
Text: Maika Müller, Arite Hildebrandt und Anja Schelchen / Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz
[1] World Bank: https://www.worldbank.org/en/events/2023/12/09/defining-pathways-for-nature-finance
[2] COP 28: https://www.cop28.com/en/schedule/Nature-Based-Solutions-NBS-for-Resilient-Food-Systems
[3] BMEL 2023: https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/140-cop-28.html
[4] CBD 2023: https://www.cbd.int/article/climate-nature-people-statement-climatecop28-2023