3 Fragen an … Bernd Voß
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Bernd Voß vom AgrarBündnis e.V. spricht über agrarpolitische Ziele, die Einbindung verschiedener Akteursgruppen – und wie wichtig es ist, die sozialen und ökonomischen Auswirkungen beim Prozess der Wiedervernässung von Mooren in den Blick zu nehmen.
Bernd Voß ist Vorstandssprecher des AgrarBündnis e.V. und selbständiger Landwirt. Der Diplom-Ingenieur für Landbau war von 1999 bis 2014 Mitglied im Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und ist seit 2004 Mitglied im Bundesvorstand des Agrarbündnis e.V.
Wir sind über die spannende Online-Veranstaltungsanreihe „Nutzungsalternativen für wiedervernässte Moore“, die im Sommer stattfand, auf Sie und das AgrarBündnis aufmerksam geworden. Uns interessiert zuallererst: Was ist das AgrarBündnis und was sind seine Ziele?
Das AgrarBündnis ist ein unabhängiger, überparteilicher und überkonfessioneller Zusammenschluss von derzeit 25 Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Natur- und Tierschutz sowie Verbraucher- und Entwicklungspolitik mit mehr als einer Million Einzelmitgliedern. Gemeinsame Ziele sind dabei: vielfältige Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und einen funktionsfähigen ländlichen Raum zu erhalten, gesunde Lebensmittel zu erzeugen sowie eine umweltgerechte, klimafreundliche und tiergerechte landwirtschaftliche Produktion zu betreiben. Weitere Ziele sind die gleichberechtigte Stellung der Frauen auf dem Land, ein ausreichender Lohn für landwirtschaftliche Arbeit durch angemessene Verkaufserlöse der Produkte und eine Umverteilung der Agrarausgaben zugunsten einer umweltverträglichen und tiergerechten bäuerlichen Produktion und Vermarktung. Wir setzen uns weiterhin ein für ein solidarisches Verhalten in der europäischen Politik gegenüber den Menschen im globalen Süden.
Wie gelingt es Ihnen, die vielen verschiedenen Akteursgruppen in Ihrem Bereich gut einzubinden?
Jeder Verband arbeitet an seinen Schwerpunkten und Zielen. Im AgrarBündnis werden gemeinsame aktuelle Themen bearbeitet, Positionen ausgetauscht und so eine offene Diskussion und Informationsarbeit betrieben. In weiteren Bündnissen mit weiteren Partnern finden unsere Mitgliedsorganisationen meist in sehr langfristiger Zusammenarbeit zu starken gemeinsamen Positionen zu aktuellen und langfristigen agrarpolitischen Herausforderungen, wie zum Beispiel der gemeinsamen Agrarpolitik oder der Klimapolitik. Laufende Projekte, unter anderem von der Rentenbank unterstützt, behandeln Themen wie Klimawandel und multifunktionale Landwirtschaft, landwirtschaftliche Sozioökonomie, Gestaltung fairer Agrarmärkte, landwirtschaftliche Existenzgründung und Marktregulierung von Agrarflächen im Vergleich oder auch die Identifikation möglicher Indikatoren zur Erklärung von Geschmacksqualität und -vielfalt bei Obst und Gemüse. Seit 1993 bringt das AgrarBündnis jedes Jahr zur Grünen Woche den „Kritischen Agrarbericht“ heraus. Über 60 Autor*innen aus Praxis, Wissenschaft, Verbänden und Institutionen liefern hierfür Beiträge zu den Entwicklungen und Perspektiven aus dem großen (Um-)Feld der Agrarpolitik.
Der Natürliche Klimaschutz hat einen starken Fokus auf Mooren, denn kein Lebensraum an Land speichert mehr Kohlenstoff als nasse Moore. Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Voraussetzungen, damit die großflächige Wiedervernässung von Mooren in Deutschland gelingt?
In den Moorgebieten sind Siedlungen, Unternehmen, öffentliche Infrastruktur, Kommunen und viele Grundstücke von einem Wassermanagement mit höheren Wasserständen betroffen. Es fehlt bislang eine wissenschaftliche Arbeit, die die sozialen und ökonomischen Auswirkungen beim Prozess der Wiedervernässung von Mooren untersucht. Dieser Prozess muss aber begleitet werden, damit die erforderlichen Ziele der Moorwiedervernässung bis 2030 bzw. 2040 befriedigend umgesetzt werden können. Die Umsetzung muss als Daueraufgabe begriffen werden, die eine sichere langfristige Förderung braucht. Und Moor ist nicht gleich Moor – die Bedingungen sind teilweise auch kleinflächig unterschiedlich. Ein erfolgreicher Klimaschutz benötigt Lösungen, die dem Moor angepasst sind. Dazu gehören regionale Wertschöpfungsketten für Paludikulturen – von Anbau und Ernte bis Verarbeitung und Vermarktung –, die technische Lösungen umfassen und kostendeckende Preise ermöglichen. Dies muss aufgebaut werden. Initiativen, die eine klimaschonende landwirtschaftliche Moorbewirtschaftung bei angehobenen Wasserständen ermöglichen, sind auch zu prüfen und zu fördern. Hier droht mit den aktuellen Vorschlägen zur Agrarreform 2028 eine wesentliche Finanzierungquelle wegzubrechen.
Erfolgreicher Klimaschutz braucht neben der Energiewende auch eine Rohstoffwende. Daher bieten wir zum Thema „Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie – Bedeutung für Landwirtschaft und ländliche Räume“ eine Veranstaltung am 01.12.2025 in Berlin an. Interessierte sind herzlich eingeladen.