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28.08.2025

3 Fragen an ... Dr.-Ing. Uwe Ferber

Der Raum- und Umweltplaner Dr.-Ing. Uwe Ferber ordnet die Bedeutung der Entsiegelung für den Natürlichen Klimaschutz ein. Er erklärt, wie Kommunen Flächen zurückgewinnen und damit die natürlichen Bodenfunktionen wiederherstellen können.

Uwe Ferber ist Geschäftsführer des Planungsbüros StadtLand GmbH und Experte für die Entsiegelung von Flächen. Er war beteiligt an der Entwicklung des Moduls „Entsiegelung“ für das ANK-Förderprogramm „Natürlicher Klimaschutz in Kommunen“.

Was ist unter Entsiegelung und Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktion zu verstehen – so wie es im ANK-Förderprogramm „Natürlicher Klimaschutz in Kommunen“ vermerkt ist?

Wir alle haben in den letzten Wochen gespürt, wie stark sich die Versiegelung der Bodenoberfläche auf die Temperatur unserer Städte auswirkt. Auch die biologische Vielfalt, der natürliche Wasseraushalt und die Kohlenstoffspeicherung gehen verloren, wenn Flächen versiegelt sind. Diese verloren gehenden Funktionen des Bodens spielen eine Schlüsselrolle bei der Klimaanpassung und Lebensqualität unserer Städte und Gemeinden. Mit dem Modul „Entsiegelung“ im ANK-Förderprogramm „Natürlicher Klimaschutz in Kommunen“ ist es möglich, auf versiegelten Verkehrs- und Siedlungsflächen Gebäude und Beläge wie Asphalt, Beton und Pflaster zurückzubauen und einen möglichst naturnahen Boden mit einfacher Begrünung zu schaffen. Damit sollen natürliche Bodenfunktionen wie Wasseraufnahme und -speicherfähigkeit sowie Kohlenstoffbindung wiederhergestellt werden. Auch Hitzestress und Lufttrockenheit werden hierdurch reduziert und es können zugleich Habitate für einheimische Tier- und Pflanzenarten entstehen. 

Wie ist Entsiegelung in Städten möglich, ohne auf Infrastruktur zu verzichten?

Nicht alle der auf den ersten Blick scheinbaren Entsiegelungsflächen können auch tatsächlich entsiegelt werden. Es hilft hier weiter, die Potenziale systematisch zu ermitteln. Dies zeigt auch, welche Brachflächen, Plätze, Wege und Straßen konfliktfrei entsiegelt oder teilentsiegelt werden können. Hinzu kommen multifunktionale Optionen, in denen Entsiegelung beispielsweise mit anderen Maßnahmen wie zum Regenwasserrückhalt oder für neue Aufenthaltsflächen verbunden werden können. Das alles ist jedoch kein Selbstläufer. Zur Abstimmung bedarf es eines kommunalen Entsiegelungsmanagements, das öffentliche und private Interessen unter einen Hut bringt. Gute Kompromisse machen vieles möglich und schaffen eine neue und sogar kostengünstigere Infrastruktur. Auch die Unterstützung durch das ANK-Förderprogramm zur Erstellung von Entsiegelungskonzepten kann für die Kommunen eine große Hilfe sein.

Haben Sie ein Beispiel für eine besonders erfolgreiche Entsiegelung?

Das Modul „Entsiegelung“ im ANK-Förderprogramm ist gerade angelaufen und verspricht viele erfolgreiche Beispiele. Das Spektrum reicht vom Gebäuderückbau, der Entsiegelung von Parkplätzen bis hin zu Schulhöfen und Sportanlagen, die entsiegelt und begrünt werden. Wichtig ist ein möglichst großer Flächeneffekt, der nicht immer spektakulär im Einzelfall sein muss. Das zeigt das Beispiel der Stadt Mannheim. Im Rahmen einer flächendeckenden Entsiegelungsstrategie wurden zahlreiche Potenzialflächen identifiziert und Maßnahmen begonnen. So wurde zum Beispiel 2024 ein Teil des Fußgängerweges in der stark versiegelten Neckarstadt-Ost entsiegelt. Die Asphaltdecke wurde ausgebaut, der Weg verkleinert und mit einer wassergebundenen Decke ausgeführt. Damit konnte die versiegelte Fläche auf etwa die Hälfte zugunsten von Grünfläche mit Wiesenansaat reduziert werden.

Im Mai 2025 fand das KNK-Online-Seminar „Entsiegelung und Wiederherstellung von Bodenfunktionen in Kommunen“ mit Präsentationen von Uwe Ferber zum Thema Entsiegelung sowie von Christopher Barron zum Entsiegelungskonzept von Mannheim statt.

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