Potenzial der Agroforstwirtschaft für den Natürlichen Klimaschutz
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Ein Gutachten im Auftrag des WBNK zeigt großes Potenzial, durch Agroforstwirtschaft Kohlenstoff in Biomasse und Humus zu binden. Wichtig seien unterstützende Rahmenbedingungen, Wissenstransfer, finanzielle Förderung sowie Marktanreize.
Der Bedeutung von Agroforstwirtschaft für die Kohlenstoffbindung wird im kürzlich erschienenen Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Natürlichen Klimaschutz (WBNK) Nachdruck verliehen. Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. hat es im Auftrag des WBNK verfasst. Die zentrale Aussage ist hierbei: Agroforstsysteme – also die gezielte Integration von Gehölzen wie Bäumen und Sträuchern auf landwirtschaftlichen Acker- und Grünlandflächen, teils mit Viehhaltung – ermöglichen, viel Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu binden. Die Förderung solcher Systeme wird als eine der Schlüsselmaßnahmen für den Natürlichen Klimaschutz eingestuft.
Das Gutachten hebt hervor: Agroforstsysteme bieten zahlreiche Vorteile. Sie schützen den Boden vor Erosion, halten Wasser in der Landschaft, schaffen und vernetzen Lebensräume und fördern sowohl Biodiversität als auch Produktivität – wie beispielsweise zusätzliche Früchte oder Holz – in Agrarlandschaften.
Darüber hinaus tragen Agroforstsysteme zum Klimaschutz bei, indem sie Kohlenstoff durch ober- und unterirdische Biomasse sowie durch Humusaufbau binden. Agroforstsysteme bieten mit einem angenommenen durchschnittlichen Gehölzflächenanteil von 15 Prozent eine Senkenleistung von 1,5 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr. Laut WBNK könnten bei einer angenommenen Steigerung der Agroforstfläche in Deutschland von aktuell 0,015 Prozent auf 10 Prozent der verfügbaren Agrarfläche (also rund 1,6 Millionen Hektar) zukünftig 2,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich eingespeichert werden. Dies schreibt der WBNK in seiner Stellungnahme „Optionen zur Weiterentwicklung des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz“. Aktuell entweichen sowohl von Acker-, Grünland- als auch Waldflächen Treibhausgase, nämlich jeweils rund 20 bis 24 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2023, wie im Projektbericht 2025 des Umweltbundesamtes veröffentlicht. Der DeFAF erklärt das Senkenpotenzial von Agroforstflächen durch hohen Holzzuwachs und damit viel Kohlenstoffbindung je Flächeneinheit dank vorteilhaftem Nährstoffangebot und guter Lichtversorgung der Gehölze auf Agrarflächen (DeFAF Themenblatt 10).
Damit positionieren DeFAF und WBNK Agroforstwirtschaft als integralen Bestandteil einer klima- und biodiversitätsorientierten Landwirtschaft. Wichtig für eine weitere Verbreitung von Agroforstwirtschaft seien unterstützende rechtliche Rahmenbedingungen, Wissenstransfer, längerfristige und angemessene finanzielle Förderung sowie Marktanreize für die Wertschöpfung spezieller Agroforstprodukte.
Mit Hilfe von ANK-Mitteln können derzeit über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) investive Maßnahmen zur Neuanlage von Agroforstsystemen sowie zu Hecken, Knicks und Feldgehölzen in Bundesländern gefördert werden. Eine Förderung des Erhalts von Agroforstflächen über die Gemeinsame Agrarpolitik ist aufgestockt worden.