Das ANK-Fachforum 2025: Impulse aus der Praxis
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Mehr als 170 Akteur*innen aus Praxis, Verwaltung und Politik informierten sich beim diesjährigen ANK-Fachforum zur Umsetzung des ANK und diskutierten Erfahrungen und Erfolgsfaktoren der der Projekte.
Wie steht es um die Umsetzung des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz? Was ist bereits gestartet? Welche Praxis-Erfahrungen und mögliche Erfolgsfaktoren gibt es? Diese Fragen standen im Fokus des diesjährigen ANK-Fachforums in der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) in Berlin. Eingeladen hatte das Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz.
Dr. Thomas Voß, Referatsleiter Förderprogramme, Haushaltsangelegenheiten Naturschutz und ANK im Bundesumweltministerium, begrüßte die rund 170 Teilnehmenden aus Verbänden, Kommunen, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und vielen ANK-Projekten. Er betonte die Bedeutung des Natürlichen Klimaschutzes für das Klima, die Biodiversität und eine lebenswerte Zukunft. Mehr als 1,7 Mrd. Euro im ANK seien bereits gebunden, weitere Förderrichtlinien zu Auen und Mooren würden zeitnah veröffentlicht. Mit einer Weiterentwicklung des Aktionsprogramms mit Fokus auf Wälder, Moore und Böden wolle man nun die Trendwende schaffen, damit die Natur wieder zu einer Treibhausgassenke wird und Deutschland im Jahr 2045 klimaneutral sei.
Die Gastgeber*innen Constanze Haug, Geschäftsführerin der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG), und Tom Kirschey, Leiter des Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz (KNK), richteten anschließend den Blick auf die Praxis. Ökosysteme wieder funktionsfähig zu machen, sei eine gewaltige Aufgabe, die viele Menschen brauche. Dafür müsse man auch gewohnte Pfade verlassen und neue Partner*innen suchen, so Tom Kirschey. Die ZUG habe als Projektträgerin deshalb nicht nur die insgesamt sieben betreuten Förderprogramme im Blick, sondern setze sich auch für den Abbau von Förderbürokratie und eine schnellere Umsetzung des ANK ein, betonte Constanze Haug.
Impulse zu Natürlichem Klimaschutz in Kommune, Gewässer und Wildnis
Drei Impulsvorträge zeigten, wie vielfältig das ANK in der Fläche umgesetzt wird:
Herbert Tischhöfer, Bürgermeister der Gemeinde Hemau/Bayern, berichtete von den Herausforderungen seiner Kommune: Die Stadt wachse, naturnahe Freiflächen zur Erholung fehlten, der Klimawandel sei spürbar. Die Antwort: Eine 3,6 Hektar große innerstädtische Fläche, bislang intensiv landwirtschaftlich genutzt, werde als Naherholungsgebiet umgestaltet – für das Klima und die Menschen. Und das in enger Zusammenarbeit mit Anwohner*innen und weiteren Nutzer*innen des Gebietes.
Björg Dewert, Verein zur Revitalisierung der Haseauen e.V., zeigte, wie an der Hase Fließgewässerlandschaften inkl. der Auen für den Natürlichen Klimaschutz revitalisiert werden: Unter anderem wurden Flach- und Wechselwasserzonen angelegt und Bäche renaturiert. Als Bioindikatoren für die Gewässerqualität untersucht man begleitend die Vorkommen von Libellen und Köcherfliegen. Menschen vor Ort mitzunehmen und einzubeziehen sei ein Schlüssel für den Erfolg, von Schulklassen bis zu politischen Netzwerken.
Dr. Christoph Hiltl und Ina-Marlene Schnetzer, Stiftung Lebensräume Mensch Natur, gaben Einblicke in die Arbeit der ersten KlimaWildnisBotschafter*innen, die im Sommer im Frankenwald und Thüringer Wald starteten. Im Projektgebiet wurden viele Gespräche geführt, Netzwerke aufgebaut und Pressearbeit gestartet. Die Botschaft: Wilder Wald sei eine Chance für Klima- und Artenschutz, für die Heimat und für kommende Generationen. Ein erster Erfolg: 8,8 Hektar Wald wurden kürzlich als Wildnisfläche gesichert.
Konzentrierter Austausch an Thementischen
An fünf Thementischen gaben Praktiker*innen anschließend Anregungen zu konkreten Herausforderungen und Praxisfragen:
- Wissenstransfer und Öffentlichkeitsarbeit – Wie gelingt es, die gesellschaftliche Bedeutung von Moorwiedervernässung sichtbar zu machen? Die Situation rund um die Moore ist komplex: Die Gegebenheiten seien jeweils sehr individuell, der Blick und das Verständnis der Akteur*innen verschieden und die Entwicklungen – auch der Genehmigungen – dauerten lange. Umso wichtiger seien inspirierende Leuchtturm-Projekte, das Weitertragen von Wissen sowie eine breite (Weiter-)Bildung. Behörden und Praktiker*innen sollten stärker zusammenarbeiten – für gegenseitige Beratung und Unterstützung.
- Erfahrungen aus den ANK-Modellvorhaben für einen naturnahen Wasserhaushalt. Der Landschaftswasserhaushalt müsse als Gesamtsystem betrachtet werden, auch bei der Förderung für Gewässer und Auen. Des Weiteren gelte es angesichts des intensiven Abstimmungsbedarfs und der hohen Flächenkonkurrenz, alle betroffenen Akteure einzubeziehen, Positivbeispiele zu schaffen und Synergien etwa mit Trinkwasserversorgern zu nutzen – auch für die Fortführung der Maßnahmen nach Projektende.
- Wildnisentwicklung in der Fläche – Warum? Auch bei der Entwicklung von Wildnis sei Flächenkonkurrenz und -zerstückelung hochrelevant. Zudem sei Wildnis – und damit auch Unordnung und Verfall – ein Thema, das einer klaren Kommunikation mit allen betroffenen Akteur*innen inkl. der Bevölkerung vor Ort bedürfe.
- Der Wald als Wasserspeicher – Wasserrückhalt im Wald. Neben dem Klimawandel seien auch der Mangel an Fachkräften und finanziellen Mitteln große Herausforderungen, v. a. angesichts der aufwendigen Maßnahmen für Wasserrückhalt im Wald. Gleichzeitig gelte auch hier, dass der Wasserhaushalt im Ganzen in den Blick genommen werden müsse. Entscheidend für das Gelingen sei es, alle Betroffenen einzubeziehen – von den Landnutzenden bis zu den Anwohnenden. Hinsichtlich der Förderung könnten stärkere Vernetzung, Modellprojekte und Bürokratieabbau hilfreich sein.
- Raum für Stadtnatur durch Entsiegelung und Wiederherstellung natürlicher Bodenfunktionen. Entsiegelung berge für Kommunen verschiedene Herausforderungen: Es brauche nicht nur aktuelle Daten „von oben“ etwa von Potenzialflächen – hier können das ANK-Projekt EO4Nature oder das Projekt UrbanGreenEye helfen. Vor allem müsse man die Flächenkonkurrenz im Untergrund und verschiedene Nutzungsansprüche durch bspw. Wärme- und Verkehrswende beachten. Da Entsiegelung für Kommunen eine freiwillige Maßnahme darstellt, bliebe man angesichts von Ressourcen- und Fachkräftemangel hinter den Anforderungen, die der Klimawandel in Städten stellt, zurück.
Zum Abschluss zog Sarah Kleine, Leiterin des Referats Förderkoordination im Bundesamt für Naturschutz, Bilanz: Der direkte Austausch zwischen den Projekten sei essenziell für den Erfolg des ANK-Programms. Man habe viel voneinander gelernt – und werde das auch in Zukunft weiter tun.