Copyright: ZUG / Anja Wirsing
Wir haben mit Tom Kirschey, dem Leiter des Kompetenzzentrums Natürlicher Klimaschutz (KNK), gesprochen.
Was soll das Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz bewirken?
Seit mehreren Jahrhunderten haben Menschen den Globus für den wirtschaftlichen Nutzen gestaltet. Flächen wurden zum Beispiel für die Landwirtschaft „kultiviert“, als ob es nur um die Erzeugung von Agrarprodukten ginge. Jetzt ist die Klimakrise sehr sichtbar, und wir erkennen, wie wichtig funktionierende Ökosysteme auch für unser eigenes Leben und Wirtschaften sind. Mit dem KNK wollen wir dazu beitragen, dysfunktional gemachte und gehaltene Ökosysteme wiederherzustellen – und zwar flächendeckend in ganz Deutschland, nicht segregativ, sondern integrativ.
Was macht ein Projekt im Bereich Natürlicher Klimaschutz erfolgreich?
Ein erfolgreiches Projekt betrachtet die Landschaft als Ganzes und stellt idealerweise miteinander verknüpfte Ökosysteme wieder her. Es fokussiert sich nicht nur auf das Detail, eine Hecke zu pflanzen oder ein Kleingewässer wiederherzustellen, sondern nimmt die gesamte Landschaft in den Blick. Dabei darf die Biodiversität nicht vergessen werden. Nur Ökosysteme, deren Artenzusammensetzung nicht weiter verarmt, können wirklich funktionieren. Und sehr wichtig ist auch die breite Akzeptanz bei allen Menschen vor Ort. Wenn sie unterstützen, dass wir Landschaften anders behandeln müssen, ist ein Projekt wirklich erfolgreich.
Wie schnell werden die Ökosysteme auf die Maßnahmen des ANK reagieren?
Ökosysteme benötigen hierfür mehrere Jahre bis Jahrzehnte. Bei Waldökosystemen müssen wir geduldig sein, den Regenerationsprozess zuzulassen, in anderen Fällen müssen wir nachsteuern. Und in einigen gibt es Abfolgen, die wir berücksichtigen müssen. Ein jahrzehntelang entwässertes Moor wird vergleichsweise schnell durch vollständigen Rückbau des künstlichen Entwässerungssystems wieder nass. Doch auch die Mikroorganismengemeinschaft des Torfes muss sich regenerieren – wie auch die torfbildende Vegetation, damit das Moor von einer CO2-Quelle wieder zu einer CO2-Senke wird.